CoFi = Coldest Firn
Wie kommt die Luft ins Eis, wie die Temperatur? Was hat sich in der Vergangenheit zuerst geändert – die Temperatur, und CO2 folgte oder war es vielleicht genau anders herum? Dies ist eine der zentralen Fragen der Paleoklimaforschung.
Firn ist das Stadium zwischen Schnee und Eis, solange die Poren noch offen sind. Im Eis sind alle Poren zu Luftblasen isoliert und der Luftaustausch zur freien Atmosphäre unterbunden. Je nach den klimatischen Bedingungen liegt der Übergang von Firn zu Eis in Tiefen zwischen 50 und 120 m. Das Eis ist zu diesem Zeitpunkt bereits 200 bis 2000 Jahre und in Eiszeiten schon 5000 Jahre alt oder sogar noch älter, entsprechend die Luft jünger.
Firn ist für die Eiskernforschung, die die Klima und Umweltgeschichte der letzten Jahrhunderte bis Jahrhundertausende rekonstruiert, von besonderem Interesse, weil im Firn alle wichtigen Klima- und Umweltsignale eingefroren werden. Uns interessiert, wie Schnee über Firn zu Eis in Abhängigkeit von den heutigen klimatischen Bedingungen verdichtet. Erst wenn wir die heutige Firnverdichtung verstanden haben, können wir den Lufteinschluss unter eiszeitlichen Bedingungen rekonstruieren, den Altersunterschied zwischen Eis und eingeschlossener Luft abschätzen, das Verhalten von Temperatur und CO2-Konzentration in der Vergangenheit rekonstruieren und mit hoher Zuverlässigkeit sagen, ob sich die Temperatur oder das CO2 zuerst geändert hat. Dazu versuchen wir in der nächsten Jahren Eiskerne bis 200 m Tiefe in den kältesten Gebieten der Antarktis zu bohren, weil diese Gegenden den eiszeitlichen Klimabedingungen am nächsten kommen.
Text: Sepp Kipfstuhl
Karte: Daniel Steinhage