Wochenbrief #4 – Weiße Weihnacht & unendliche Schönheit

23.12. – 30.12.2012

von Philipp

 

Erst einmal nachträglich fröhliche Weihnachten an alle da draußen. Ich hoffe ihr hattet ein schönes und erholsames Weihnachtsfest.

Wir sind nun schon vier Wochen auf dem „Weißen Kontinent“ des ewigen Eises. Hier zu sein, an einem der atemberaubendsten, wundervollsten und aufregendsten Ort der Welt, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Ort am anderen Ende der Weltkugel, welchen wohl nur wenige Menschen in ihrem Leben besuchen werden.

Drillers Werkstatt und Halo

Drillers Werkstatt und Halo

Jeden Morgen, wenn man seinen warmen Schlafsack verlässt, fällt der erste Blick auf die unendlichen Schneemassen, welche sich bis zum weiten Horizont erstrecken. Nach Verlassen seines Containers, seines Zeltes oder dem Weatherport geht man dann gerne zum gemeinsamen Frühstück.

Jeden Tag diese bezaubernde Schönheit und das Gefühl der Freiheit erleben zu dürfen, erscheint eher wie ein Traum. Es ist mit nichts anderem auf der Welt vergleichbar. Jeder der einmal in seinem Leben an einem der einsamsten Orte der Welt arbeiten durfte, weiß dies zu lieben und schätzen.

Einige aus unserer Gruppe erleben diesen „Kontinent“ nicht zum ersten Mal und werden jedes weitere Mal auf ein Neues verzaubert. Unsere Köchin Corinna hat während ihrer Überwinterung 2005-2007 (ganze 15 Monate in der Antarktis) ihr Herz an die Antarktis verloren. Sie musste nicht lange überlegen, als sie gefragt wurde auf der Kohnen Station des AWI´s für dreieinhalb Monate zu arbeiten.

Ganz nach dem Motto: „Home is, where your heart is“!!!

Schneeherz

Schneeherz

Viele fragen sich wahrscheinlich: Wie verbringt man ein Weihnachtsfest ohne seine engsten Vertrauten, im Kreise einer völlig neuen Gruppe?

Man kann vorweg nehmen: eine weiße Weihnacht ist hier Oben jedenfalls garantiert. Sie wurden zwar nicht von neuem Schneefall begleitet, was aber auch bei 21cm Neuschnee im Jahr nicht sehr verwunderlich ist.

An allen drei Feiertagen saß die Gruppe gemütlich zusammen, hat vorzüglich gegessen und sich unterhalten. Heiligabend gab es ein buntes Buffet mit Reh-Frikadellen, Bockwurst, Kartoffelsalat, Brot, Aufschnitt und allem was dazu gehört. Am ersten Weihnachtstag durften Michael und ich unsere Köchin tatkräftig in der Küche unterstützen.

Auf dem Speiseplan stand ein Drei-Gänge-Menü. Zur Vorspeise gab es ein Rinder-Carpaccio auf einem Salat-Bouquet. Die Hauptspeise war eine Entenbrust an frischem Apfel-Rotkohl, Kroketten und einer Marzipan-Orangen-Soße. Und im Nachhinein gab es als dritten und somit letzten Gang, Bratapfel auf Vanille-Soße mit einer leicht durchzogenen Linie Rote-Beeren-Sirup. Das war wirklich sehr köstlich. Ein wirklich fantastisches Menü.

Am 2. Weihnachtstag wurde dann gegrillt, wobei jeder sich das Fleisch so braten konnte, wie er es genießen mochte.

Roger, Tobias und Philipp beim Grillen

Roger, Tobias und Philipp beim Grillen

Natürlich wurde während der Feiertage auch tagsüber gearbeitet. Viele fleißige Helfer bauten Regale im Trench ab, um den dortigen Platz für Eiskernkisten zu nutzen.

Das FB200 Team, welches ich begleite, nahm noch einige Änderungen und Verbesserungen am neuen Eiskernbohrer vor.  Diese sind nötig, um einen sichereren Bohrbetrieb zu gewährleisten, womit wir momentan stets beschäftigt sind.

Auch wenn nicht alle Probleme immer so leicht zu lösen sind wie Zuhause. Gerade im mechanischen Bereich können „kleinere“ Bearbeitungen schon mal mehrere Stunden in Anspruch nehmen. In der heimischen Werkstatt wären diese oft schnell und einfach gelöst.

Drillers Werkstatt mit Fräse und unterem Außenrohr

Drillers Werkstatt mit Fräse und unterem Außenrohr

Aber wie Theodore Roosevelt schon sagte: „Tue was du kannst, mit dem, was du hast, wo immer du auch bist.“

Die Logistik begradigte mit dem Pistenbully das gesamte Areal vor der Kohnen-Station. Dies dauerte  fast die komplette Woche.

Das CoFi Team hatte für 2 weitere Eiskernbohrungen  einen Punkt, welcher 10 km von der Kohnen Station entfernt ist, anvisiert. Nachdem wurde noch einmal ein Testlauf, ca. 1km außerhalb vom Camp gestartet, mit dem Ziel 200 Meter antarktische Eiskerne zu Bohren.

Wegen der schlechten Witterungsbedingungen wurde der erste Flug der Kampagne auf den 01.01.2013 verschoben. Die Antarktis hat in Bezug auf das Wetter scheinbar ihr eigenes Leben, welches nur schwer vorhersehbar ist. Die Wetterbedingungen hier können sich schlagartig ändern.

In solchen Situationen muss ich immer wieder an die Anreise denken. Ein Mitarbeiter des Novo Runways sagte, während des Entladens der Iljuschin, als eisige Winde bis ca. 40 Knoten die Arbeit erschwerten, mit einem Lächeln im Gesicht:

„That´s Antarctica, baby!“

Nach den Feiertagen startete Polar 6 am Donnerstagmorgen Richtung Neumayer-Station, um den mit der Polarstern gelieferten Proviant abzuholen. Dieser Flug wurde parallel genutzt, um einige Radar-Eisdickenmessungen auf der Route Kohnen-Station – Neumayer-Station durchzuführen.

Landung Polar 6

Landung Polar 6

Das Camp hat nun wieder den normalen Tagesablauf auf dem Plan, auch wenn Silvester und Neujahr schon vor der Tür stehen.

Die Transporttraverse von der Neumayer-Station zur Kohnen-Station startete auch gestern Vormittag. Sie werden Anfang Januar mit weiterem Proviant im Schlepptau erwartet.

Ich wünsche allen einen wunderbaren Silvesterabend und einen guten Rutsch in das neue Jahr. Auf das alle guten Vorsätze eingehalten werden und das 2013 ein erfolgreiches Jahr für jeden wird.

Bis bald – Dudes!