Wochenbrief #5 – Ein Traum in Weiß

31.12.2012 – 05.01.2013

von Steffi

 

Während einige schon ans Zusammenpacken denken, ist für die meisten von uns in dieser Woche Halbzeit gewesen auf Kohnen. Gemeinsam sind wir ins neue Jahr geschlittert und wurden, wie schon zu den Weihnachtsfeiertagen, von Köchin Cora einmal mehr überschwänglich, voll Freude und Hingabe köstlichst bekocht.

Katharina und Erich zu Silvester

Katharina und Erich zu Silvester

Für unsere CoFianer bleibt leider auch diese Woche noch unklar – fliegen oder nicht fliegen? Am Silvestervortag klingelte das Telefon und es hieß: „Bohrer zusammenpacken, pünktlich zum neuen Jahr kommt der ersehnte Flieger.“ Unruhig war daher für so manchen die Nacht zum Jahreswechsel. Doch wie schon so oft, am nächsten Morgen die Nachricht: schlechte Sicht, der Flieger kommt nicht. Und so warten sie noch weiter!

Die Ungewissheit quält und es bleibt die Frage, was tun mit dieser Zeit? Da leider unklar bleibt, wann denn nun geflogen werden kann, ist es schwer passende Projekte zu finden und die Zeit sinnvoll zu nutzen. In der Antarktis drehen sich die Uhren eben langsamer.

Polar6 beim Start. Diese Woche selten zu sehen.

Polar 6 beim Start. Diese Woche selten zu sehen.

Auch das Forschungsflugzeug Polar 6 hängt auf Kohnen fest und es wird deutlich wie abhängig hier alles vom Wetter ist. Da nützt aller guter Wille und Motivation nichts, die Sicherheit geht immer vor. Und so blicken alle weiterhin gespannt auf die Satellitenbilder aus der Umgebung.

Während um uns herum das Wetter miserabel scheint, so erfreut sich Kohnen besten Wetters. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen kommt Urlaubsstimmung auf.

Die Antarktis ist einfach traumhaft schön!!

Schlittenfahrt mit Martin als Skidoofahrer - immer der Sonne entgegen

Schlittenfahrt mit Martin als Skidoofahrer – immer der Sonne entgegen

Zum Ende der Woche wurde das Wetter grauer. Bei milden Temperaturen freuten wir uns über Schneefall. Nun denkt sich so mancher wohl, warum diese Freude? Schnee gibt’s doch wohl genug in der Antarktis. Aber Fehlanzeige! Obwohl wir umgeben vom strahlenden Weiß des Schnees sind, so sind die Neuschneeflöckchen doch eine relativ seltene Erscheinung an Kohnen. Gespannt verfolgten alle diesen Event.

Das konnte den einen oder anderen auch schon ein wenig von der „Schneestratigraphie Sommerschule“ ablenken. Martin und Sepp waren so nett und haben sich bereit erklärt uns Neulingen einiges über Schnee, Temperaturgradienten, Metamorphose und Stratigraphie zu erklären.

Schnee ist nicht einfach nur Schnee. Es gibt ihn in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Strukturen. Eine Schneewand ist ein ganzes Buch voller Geschichten, dass das geübte Auge zu lesen beginnt.

Lehrer Martin bei der "Sommerschule"

Lehrer Martin bei der „Sommerschule“

Hier auf Kohnen wird viel geteilt: Handschuhe, Brillen, Schokolade, Werkzeug, Sonnencreme oder auch Erkältungsviren. Nur bei den Schuhen hört der Spass auf! 😉

Grüne Schuhe - nur orange ASICS Polarstiefel sind häufiger (Franzi, Martin und meine)

Grüne Schuhe – nur orange ASICS Polarstiefel sind häufiger (Franzi, Martin und meine)

Die vergangene Woche war ein gutes Beispiel für Gemeinschaftsprojekte. Dank Unterstützung der Logistik (herzlichen Dank an Sverrir und Holger) hatten wir innerhalb weniger Stunden einen 50 m langen Schacht gefräst, an dem wir „Forscher“ uns so richtig austoben konnten. Es wurden einige tausend Proben für Isotopie gesammelt – und alle packten mit an. Bis in die späten Abendstunden wurden Proben ausgestochen, Tüten geschrieben, gerollt und verpackt, Liner geklopft und ausgegraben, Fotos gemacht und Wände präpariert.

Isotopensampling Spätschicht: Johannes, Thomas, Katharina, Sepp, ich, Melanie und Jan

Isotopensampling Spätschicht: Johannes, Thomas, Katharina, Sepp, ich, Melanie und Jan

Mädels Samplinggruppe: Melanie, Katharina und ich

Mädels Samplinggruppe: Melanie, Katharina und ich

Frei nach dem Motto: gemeinsam sind wir stark, ist auch das Projekt „SnowMicroPen-Stecker“. Das SnowMicroPen ist ein Messgerät zur Bestimmung der Schneehärte und wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Martin und mir. Leider ist an einem Kabel der Stecker defekt. Vermutlich hat ihm die Kälte zugesetzt. An dieser Stelle merkt man schnell, dass die Antarktis eben doch etwas weiter weg ist vom nächsten Super- bzw. Elektromarkt. Ersatzteile sind Mangelware und so versuchten sich diverse Ingenieure, Elektroniker und Hobbybastler an der Reparatur des besagten Steckers. Diese Woche in Aktion: der unermüdliche Erich und Christian.

Christian und Erich bei der SnowMicroPen-Stecker-Reparatur

Christian und Erich bei der SnowMicroPen-Stecker-Reparatur

Die Antarktis ist ein absoluter Traum – nicht nur Polarforscherherzen schlagen hier höher. Die Ruhe und Weite ist Balsam für die Seele. Man kann sie genießen, die Schönheit der Natur.

Doch wer nun an Langeweile denkt – Fehlanzeige! Es gibt so Vieles zu entdecken, zu lernen und zu sehen. Nach einigen Wochen wird das Auge sensibler gegenüber den verschiedenen Tönen von weiß und blau. Und die Farbe Grün ist fast schon aus dem Gedächtnis verschwunden. Man genießt die Wärme der Sonne und gewöhnt sich an die stetige Helligkeit. Die Kälte wird, genauso wie das Schlitten- und Skidoofahren, zur Normalität.

Jeder von uns wird sich daheim bestimmt wundern, wie schnell man die Jacke übergestreift und in die Turnschuhe geschlüpft ist, um das Haus zu verlassen (und nicht erst Stunden damit zubringt die richtigen Handschuhe oder Stiefel zu finden). In der Antarktis geht die Zeit ein wenig langsamer. Dennoch vergeht die Zeit hier wie im Flug.

So ist das eben mit Träumen… Die Antarktis – ein Traum in Weiß!!

Schneeverwehungen

Schneeverwehungen